Tagebuch des Orgelaufbaus - Orgelmusik Kelkheim

TAGEBUCHEINTRÄGE

Die Zeitplanung ist trotz Corona-Einschränkungen abgeschlossen. Aufgrund des engen Zeitfensters sind drei Abschnitte aufgesetzt worden:

Montag, 29.11. bis Mittwoch Abend 01.12.
Abbau der Lautsprecherboxen im hinteren Teil der neuen Kirche und Neuaufbau der Lautsprecherkästen sowie der neuen Leutsprecherboxen an die Säulen im vorderen Altarbereich der neuen Kirche. Ebenso werden die Lautsprecher in der alten Kirche auf der Empore ausgetauscht.
Sämtliche Verkabelungen werden an den Boxen angeschlossen und am Standort des Spieltisches vorbereitet.

Donnerstag, 02.12.
Lieferung und Aufbau des Spieltisches bis 13:00 Uhr. Anschluss der vorverlegten Verkabelung und technische Inbetriebnahme.

Ab Donnerstag Nachmittag bis voraussichtlich Samstag Mittag, 4.12.
Start der Intonationsarbeiten für alle Werke.
Inbetriebnahme der neuen Orgel ab Samstag Nachmittag.

Sonntag, 5.12.
Erste Messfeier mit der neuen Orgel und Segnung des Instrumentes im Gottesdienst.

Für den Aufbau der Lautsprecherboxen müssen die Monteure in 10 m Höhe agieren. Für einen sicheren Abbau der rund 7 Meter langen Boxkästen sowie des Wiederanbringens auf der gegenüberliegenden Seite, haben wir heute zwei Hebebühnen organisiert von GL Verleih in Kelkheim, die mit einem grosszügigen Angebot den Aufbau in unserer Kirche unterstützen. Vielen Dank dafür!

Am Montag morgen, nach dem Gottesdienst um 9 Uhr startet der Aufbau der Hebebühnen sowie der Abdeckung des Steinbodens, so dass keine Schäden auf den Steinplatten entstehen.

Die ersten „Anmeldungen“ zur Teilnahme bzw zum „Zuhören“ bei der Intonation sind eingegangen. So oft passiert eine Neuinstallation einer Orgel, auch einer Digitalorgel in dieser Dimension, nicht in einer Kirche. Daher freuen wir uns über das rege Interesse und sind selbst schon ganz gespannt auf die neuen Erfahrungen!

Hat jemand eigentlich an die Reinigung nach dem Umbau gedacht?? Gut, dass wir heute morgen nochmal eine Brainstorming-Sitzung hatten und alle Einzelheiten durchgegangen sind. Mal sehen, wann der beste Zeitpunkt ist, ohne die Intonationszeit mit Staubsauger und Co zu beeinträchtigen…

Heute gibt es keine guten Nachrichten 🙁 Der Orgelbauer Viscount aus Italien schafft die Fertigstellung der digitalen Orgel nicht rechtzeitig, da pandemiebedingt sowohl Teile nicht geliefert wurden sowie der Krankenstand in der Firma zu Engpässen geführt hat. Deswegen kann der 26.11. als Fertigstellungsdatum nicht mehr einhalten…

SCHADE! Aber so ist es gerade nun mal. Schauen wir also nach vorne…

Neuer Liefertermin wäre kurz vor Weihnachten, so dass der Aufbau und die Intonation erst ab dem 10. Januar erfolgen könnte. Gefühlt noch seeeeehr lange weg. Es gibt aber noch eine kleine Hoffnung, dass mit besonderer „Motivation“ unseres deutschen Händlers und Mithersteller der 10.12. als Lieferdatum noch diskutiert wird. Wenn es zu diesem Datum klappen sollte, könnte der Umbau in der Woche zwischen 3. und 4. Advent erfolgen und die Orgel rechtzeitig zu den Feiertagen in der Kirche einsatzbereit sein. Ich zünde morgen eine extra Kerze für den Orgelbauer an! Und werde berichten, sobald es Neuigkeiten gibt.

Der Plan für die Intonation der Orgel steht fest. Bevor das neue Instrument richtig erklingen kann, ist es wichtig, die einzelnen Register auf den Raum und untereinander abzustimmen. Dabei müssen sowohl die einzelnen Werke (verteilt auf die 4 Manuale und Pedal), aber auch die einzelnen Register in ihrer Tonalität, von der Lautstärke her und von der gesamten Klangidee sauber aufgesetzt werden.

Die Vorgehensweise dafür habe ich skizziert und teile sie im folgenden. Sicherlich wird aber vor Ort die finale Entscheidung getroffen, was wie umgesetzt wird.

 

Fast zwei Wochen sind ins Land gegangen, nach dem letzten Eintrag. Leider hat das geplante Lieferdatum nicht funktioniert und auch bis heute ist noch kein neues Datum kommuniziert… Es besteht noch eine kleine Hoffnung, dass wir die neue Orgel am 3. Advent geliefert bekommen und wir die Woche dann für den Umbau und Intonation nutzen könnten. Dann wäre die neue Orgel am 4. Advent das erste Mal live zu hören. Die Kerze in der Kirche ist angesteckt und ich hoffe innigst, dass der italienische Hersteller des Instruments davon positive Energie erhält…

Leider mussten wir die geplanten Konzerte vor Weihnachten nun absagen. Am 22. Dezember hätte ich mit meinem Freund Justus Franz und seiner Philharmonie der Nationen (in Kammerbesetzung) Händel Orgelkonzerte musiziert. Das ist erstmal auf das spätere Frühjahr verschoben.
Auch die musikalischen Andachten mussten wir verschieben, halten aber noch am 29.12. fest. Auch wenn die neue Orgel noch nicht da sein sollte, werden wir wohl etwas musizieren, aber im besten Falle mit dem neuen Instrument!

Alle Unterstützer, Gerüstbauer, Kirchennutzer und die Gemeinde haben aber trotz der Verzögerungen alles so weit vorbereitet, dass es jeden Tag weiter gehen kann. Danke dafür!

Also bleibt bitte dem Orgelprojekt positiv gewogen! Es kann nicht mehr lange dauern 😉

Der erhoffte Anruf mit der positiven Nachricht kam heute Mittag: Die neue Orgel wird diese Woche final zusammengebaut und wird am Freitag, den 10.12. aus Italien nach Deutschland per Spedition verschickt!

Hurra! :-)))

Jetzt gilt es, die ganzen organisatorischen Maßnahmen wieder zu aktivieren und alles für den Um- und Aufbau festzulegen. Natürlich wird die Zeit vor Weihnachten immer knapper und intensiver, aber die Perspektive, mit neuem Instrument und Klang in das Weihnachtsfest zu gehen ist wunderbar! Da darf es auch ein bisschen stressiger werden…

Nächste Woche gilt es also: Abbau der alten Lautsprechersysteme, Wiederaufbau mit neuer Technik und an neuer Stelle, Abbau des alten Spieltisches, Aufbau und Anschluss der neuen Orgel am Donnerstag, dann Intonation und Übergabe in den Spielbetrieb bis Freitag Abend. Enges Programm – aber genau dafür arbeiten wir ja mit Profis bei Kisselbach zusammen, auf die bei so einem Plan Verlass ist!
sobald es Photos gibt, stelle ich sie hier im Tagebuch rein.

Der Start in die grosse Woche hat begonnen! Nach dem heutigen Frühgottesdienst sind die Hebebühnen von GL Verleih aus Kelkheim geliefert worden, um die Lautsprecherboxen in 8 Meter Höhe abzubauen und vorne in der Kirche wieder anzubringen. Drei Tage sind dafür veranschlagt. Damit die Hebebühnen mit den Stützen fest stehen können, mussten wir die hinteren zwei Bankreihen abschrauben und in die alte Kirche tragen. Nach nur einem Kaffee am Morgen schon mal ein gutes Programm 😉  Ebenso mussten wir im vorderen Bereich die Bänke umstellen, da die Hebebühnen ja beim Aufbau um den Altar herum Platz benötigen. Jetzt heisst es erstmal: Kurze Kaffeepause, auf die Monteure des Orgelbauers warten und dann schauen…

Hier schon mal die ersten Photos…

So ein Nachmittag geht schnell rum. Und in dieser Zeit kann man doch so einiges schaffen. Der Start der Monteure brauchte zu Beginn erstmal Orientierung in der Kirche und Übung beim Umgang mit den neuen Hebebühnen. Ein echtes „Männerspielzeug“, nur etwas zu langsam für richtigen „Spielspass“…

Aber nach dem Start mit genauer Analyse der Räumlichkeiten ging es richtig in die Vollen mit drei Personen von Kisselbach. In nur 3 Stunden waren die hinteren Boxen komplett abgebaut und nach vorne zum Abstellen gebracht. Mit den Hebebühnen ging es, nach einem neuen Positionieren, dann wirklich fix und komfortabel (insofern man die doch schwere Arbeit in luftigen Höhen komfortabel nennen darf). Schon gegen 17:00 Uhr war die Rückwand komplett leergeräumt.
Am morgigen Dienstag geht es nach den Schulandachten zum Advent um 09:30 Uhr weiter mit dem Anbringen der Boxen an den vorderen Säulen. Der Zeitplan stimmt aktuell noch perfekt…

 

Hier ein paar Photos der Demontage.

Der zweite Tag des Umbaus ist geschafft! Oder hat er uns geschafft?

Nachdem die hinteren Boxen gestern abmontiert wurden ging es heute an den vorderen Aufbau. Mit kurzen Unterbrechungen für Schulandachten am Morgen war das Umstellen der Hebebühnen in den vorderen Bereich fix erledigt. Der Anbau der rechten Verkleidung für die Boxen und die notwendige Verkabelung ging gut von der Hand. Auf einem der Photos kann man gut erkennen, dass die neuen Lautsprecher grössere Ausmaße haben, als die vorherigen. Aber mit gutem Willen haben 6 Full Range Boxen un der grosse Subwoofer reingepasst. Dort wird ganz oben auch aus den 2 obersten Boxen die zukünftige Trompetterie erklingen. Perfekt im Zeitplan war die erste Säule also fertig bestückt – und sah/sieht auch noch gut dazu aus. So kann es weitergehen…

…ging es aber nicht… Beim Anbringen der linken Gehäuse stellte sich ein kleines, aber feines Problem heraus: die Verkabelung in den Wänden ist an dieser Stelle das letzte Mal beim Bau vor gut 50 Jahren angeschaut worden. Auch eine Dokumentation lag aktuell nicht vor, da auch niemand vermutete und einsehen konnte, dass hinter der Sandsteinfassade elektronische Leitungen laufen. Wir haben es aber herausgefunden… Nachdem die Sicherungen beim Bohren der Wand plötzlich rausgeflogen sind und das Licht ebenso verschwunden war, wurde es uns allen klar, dass wir eine kleine „Atempause“ einlegen müssen. Mit millimetergenauer Treffsicherheit wurde das Kabel angebohrt. Also Gehäuse links wieder abbauen und die Stromleitung freilegen. Leider war so kurzfristig kein Elektriker zur Hand, so dass der Weiterbau bis Mittwoch morgen um 08:00Uhr warten muss, bis Hilfe dann vor Ort ist. Damit gerät der Zeitplan etwas in Bedrängnis, müssen am morgigen Mittwoch neben der nun noch unfertigen Wandbox doch noch die Lautsprechersysteme auf der Empore verbaut und angeschlossen werden.
Nun ja, alles glatt gehen wäre auch zu einfach für unser Projekt. Aber mit vereinten Kräften aus Orgelbauern, Küster, Hausmeister, Elektriker und mentaler Unterstützung werden wir morgen alles umschiffen und fertigstellen. Ich werde zur Sicherheit wieder eine Kerze anzünden!

Und hier gibts die passenden Bilder dazu.

Morgens um 8 Uhr ging es direkt weiter. Die Elektriker waren zur Stelle und konnten das angebohrte Kabel innerhalb einer Stunde reparieren. Das hätte auch schiefgehen und den gesamten Plan lahmlegen können…

Der Aufbau ging dann ruck zuck und um 14:30 Uhr war die Umbaumaßnahme erledigt. Die Hebebühnen von GL-Verleih in Kelkheim haben wirklich perfekt geholfen und die Arbeit wirklich vereinfacht. Danke nochmal dafür!

Anbei ein Zeitraffer-Video, welches die drei Tage Arbeit in 2 Minuten zusammenfasst. Morgen gehts dann noch an den Spieltisch und die Intonation. Jetzt muss nur noch der letzte Transportweg funktionieren!

Nach einem ruhigen Morgen wurde heute der Spieltisch zur Mittagszeit geliefert. Die Kisselbach-Kollegen kamen mit den guten Stück aus Baunatal an und wuchteten den einige 100kg schweren Spieltisch in die neue Kirche, wo wir Intonation und technischen Anschlüsse an die Lautsprecher fertigstellen wollten.

Gefühlt war es in diesem Moment Weihnachten und Ostern zusammen, als der Spieltisch das erste Mal im Raum stand und man ihn sehen UND anfassen konnte! Ein Cockpit 😉 welches beim Anschalten alle Lampen von links nach rechts schrittweise anschaltet und nach knapp 30 Sekunden im Spielmodus steht. Sehr lässig und elegant! Eigentlich reicht es, den Spieltisch anzuschauen..,

Nach rund 3 Stunden technischem Anschluss gab die Orgel gegen 16:00 Uhr das erste mal einen „echten“ Ton aus den Hauptlautsprechern aus. Die Geburt war eingeleitet… Mit einer, nur durch Schnitzel und zwei Mispelsche im Alten Rathaus unterbrochene, besonderen Motivation ging die Intonation bis Mitternacht voran. In dieser Zeit haben sicherlich auch die ersten Nachbarn die Bekanntschaft mit der neuen Orgel gemacht. Die ersten Klangeindrücke: Fantastisch! Und ganz anders als vorher! Authentischer, ausgewogener, differenzierter und einfach schön! Warum gibt es Müdigkeit??!

Wieder startet der Tag um kurz vor 8 Uhr in der Kirche. Heute steht nochmal ein straffes Programm an, denn gegen 14:00 Uhr muss die (erste) Intonation durch sein. Nachmittags finden in der Kirche schon wieder Proben für das Krippenspiel und ein Abendgottesdienst statt.

Nachdem am Donnerstag das Hauptwerk mit seinen Registern und das Pedal schon fertig intoniert wurde, standen heute die drei Manuale mit den Positiv, Schwellwerk und Solowerk an. Mit akribischer Sorgfalt ging es wieder ans Werk und Dank professioneller Unterstützung eines weiteren Kirchenmusikers und ehem. Orgelsachverständigen (Danke Michael!) sowie Orgelfreunden (Danke lieber Bernhard und Winfried!) brauchten wir zwar trotzdem gut eine Stunde für ein Manual mit rund je 15 Registern. Aber das Ergebnis kann sich sehen oder noch besser hören lassen! Nicht zu vergessen die aufmerksame Kaffee- und Tee-Unterstützung! Gegen 13:30 Uhr sattelten wir alle die Koffer, brachten den Spieltisch an die finale Position, halb unter der Orgelempore mit Blick in alte und neue Kirche und bereiteten alles für den Abtransport der Hebebühnen vor. Nach 16:00 Uhr wurden die abgebauten Sitzbänke wieder montiert und die Kirche ihrer Regelnutzung wieder übergeben.

Der Kraftakt war gelungen und ein Strahlen auf den Gesichtern der Beteiligten war nicht zu unterdrücken!

Musik ist immer einen Besuch wert!